top of page

Die Leber beim Pferd sinnvoll und nachhaltig unterstützen

Die Leber ist ein zentrales Stoffwechselorgan, das dazu dient, die im Verdauungstrakt resorbierten Nahrungsbestandteile umzusetzen, teilweise zu speichern und über den Blutkreislauf anderen Organen und Geweben zur Verfügung zu stellen.


Die Leber ist mit einem Gewicht von rund 5 kg oder 1,5 % des Gesamtkörpergewichtes die größte Drüse des Pferdes und ist komplett im intrathorakalen Teil der Bauchhöhle platziert, wobei sie links kranioventral vom 6. Intercostalraum (Zwischenrippenraum) bis rechts kaudodorsal zum 15. Intercostalraum reicht. Zu mindestens zwei Dritteln befindet sich die Leber rechts der Medianebene. Aufgrund der umgebenden Organe (Grimmdarm, Magen) kann die Form der Leber teilweise stark variieren. Jedoch besitzt die Leber verschiedene Leberlappen wie z. B. Lobus hepatis sinister (zweigeteilt in medialis und lateralis), Lobus hepatis dexter, Lobus quadratus und Lobus caudatus. Hinzu kommen die Leberbälkchen und Hepatozyten (Leberzellen).


​​Die Leber ist von einer dünnen Bindegewebskapsel umgeben, die im Bereich der Leberpforte deutlich verstärkt ist. ​​Diese Stelle dient als Austrittspunkt für Pfortader, Leberarterie, Gallengänge, Nerven sowie auch Lymphgefäße. Ein Großteil des Blutes wird der Leber durch die Pfortader oder Vena portae zugeführt (nährstoffreiches, O2-armes Blut), der Rest kommt aus der Leberarterie oder Arteria hepatica propria (nährstoffarmes, sauerstoffreiches Blut). Das von der Leber abfließende Blut gelangt über die Lebervenen in die Vena cava inferior. Die Leber befindet sich somit in einer zentralen Position für die Aufnahme, den Metabolismus und die Speicherung von Stoffwechselprodukten sowie deren Verteilung über den Blutkreislauf. Die exokrine Ausscheidung von Stoffen findet beim Menschen über die Galle statt. Dieser Vorgang spielt auch eine entscheidende Rolle in der Aufspaltung von Lipiden (Fetten). Da ein Pferd anders als der Mensch keine Gallenblase besitzt wird die Gallensäure direkt in der Leber synthetisiert (hergestellt) und in relativ großen Gallengängen weitertransportiert.



Die Leber als Multifunktionsorgan


Die Leber ist an vielen lebensnotwendigen Prozessen beteiligt. Eine Aufgabe der Leber ist die Produktion der Galle, die im Wesentlichen für die Aufspaltung von Lipiden verantwortlich. Einerseits wird dadurch die Aufnahme von Fetten ermöglicht und andererseits die Zersetzung fettlöslicher Medikamente und Toxine eingeleitet, so dass diese später von den Nieren ausgeschieden werden können. Weiterhin erfüllt die Leber, wie bereits angesprochen, wichtige Funktionen im Stoffwechsel, insbesondere im Fett- und Zuckerstoffwechsel und ist somit an der Regulierung des Zuckerhaushaltes beteiligt. Die Leber fungiert im Wesentlichen als wichtiges Entgiftungsorgan und baut toxische Verbindungen, Medikamente oder über das Futter aufgenommene Gifte ab. Auch ist die Leber an der Bildung von Proteinen (Albumin, Gerinnungsfaktoren) beteiligt und sichert so die lebenswichtige Blutgerinnung. Ein Großteil der durch die Nahrung aufgenommenen Mineralstoffe und Vitamine werden erst in der Leber mithilfe von Proteinen aufgespalten und dann dem Körper durch den Blutkreislauf zur Verfügung gestellt. Schließlich ist die Leber ein Speicherorgan und lagert verschiedenste Vitamine, Fette und Kohlenhydrate ein, die sie bei Bedarf wieder abgibt.



Frühzeitige Diagnosen sind oft nicht möglich!


Die Leber ist ein enorm leistungsfähiges und belastbares Organ, das eine extreme Kompensations- und Regenerationsfähigkeit besitzt. Bei Überbelastung der Leber treten meist erst dann Symptome auf, wenn die Funktionsfähigkeit bereits zu 70-80% eingeschränkt ist. Selbst bei größeren Schäden ist die Leber dann jedoch häufig noch in der Lage, sich wie kein anderes Organ zu großen Teilen selbst zu reparieren und zu regenerieren. Dieser Umstand macht eine Diagnose bei leichteren Leberproblemen häufig schwierig, da Veränderungen der Leberwerte im Blutbild oder klare Symptome meist schon Zeichen für eine fortgeschrittene Leberschädigung sind. Jedoch gibt es auch im Anfangsstadium Hinweise, die ein aufmerksamer Pferdebesitzer an seinem Pferd beobachten kann. Pferde mit Leberproblemen zeigen sich oft müde, abwesend, lethargisch und appetitlos oder sind im Gegenteil schlecht gelaunt, übererregbar und „zickig“. Im weiteren Verlauf kommen Stoffwechselstörungen verschiedener Art hinzu, wie beispielsweise Durchfall, Kotwasser, Blähungen und Verstopfung.

​​Kann die Leber ihrer Aufgabe als Entgiftungsorgan nicht mehr ausreichend nachkommen, werden toxische Stoffe vermehrt eingelagert und verursachen oftmals Hautprobleme, Juckreiz, Ekzeme, Fellprobleme und Wassereinlagerungen. ​​Längerfristige Folgen können unterschiedlichste Stoffwechselentgleisungen sein, die bekanntesten sind das Equine Metabolische Syndrom (EMS), das Equine Cushing Syndrom (ECS) und die Hufrehe. Lebererkrankungen können in schwereren Fällen auch ursächlich für ein eingeschränktes Sehvermögen und eine Hypersensibilität gegenüber Licht vor Allem im Bereich der Augen und Nüstern sein. Zudem stehen sie auch im Verdacht Mitauslöser des gefürchteten Headshakings zu sein.



Mögliche Ursachen von Leberproblemen


Leberschäden können unterschiedliche Gründe haben. Der wohl vermeidbarste Faktor ist eine nicht bedarfsgerechte und übermäßige (Kraft-)Futtergabe. Enthält das Futter Aroma- oder Konservierungsstoffe oder einen zu hohen Anteil an Eiweiß und Zucker kann das den Stoffwechsel auf Dauer belasten und teilweise toxische Wirkungsmechanismen entwickeln. Auch eine Kontaminierung des Heu oder Strohs mit Schimmelsporen, Pilzen oder Giftpflanzen (Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose, Bergahorn) oder auch die Mykotoxine auf der Weide können die Leber schädigen. Selbstverständlich spielt bei der Fütterung auch die Menge eine entscheidende Rolle, auch das beste Futter führt in zu hohen Dosen langfristig zu Fettleibigkeit, einer Zerstörung der gesunden Darmflora durch die Bildung von Endotoxinen und schließlich zu einer Verfettung der Leber. Schwieriger zu vermeiden ist der Parasitenbefall des Pferdes, da bestimmte Parasiten in der konventionellen Kotprobe nicht zu sehen sind und so die Diagnose häufig erst recht spät erfolgt. Parasiten wie zum Beispiel der Rinder- oder Schafegel (Leberegel) können dann schwerwiegende Leberprobleme verursachen. Schließlich können auch bestimmte Virusinfektionen die Leber schwer schädigen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Stress, sowohl psychischer als auch physischer Stress begünstigen Lebererkrankungen.​​​​



Was kann man als Pferdebesitzer sein Pferd unterstützen?


Erkennt der Pferdebesitzer erste Anzeichen für eine mögliche Überforderung der Leber sollte er mithilfe eines Therapeuten oder Tierarztes die Ursache finden, um diese dann möglichst abzustellen und das Pferd gezielt behandeln zu können. Die "Entgiftung" einer überlasteten Leber kann hervorragend durch eine Umstellung der Fütterung geschehen. Eine "Entgiftungskur" kann durch unterschiedliche Kräuterzugaben oder Futterzusätze unterstützt werden, genannt seien hier insbesondere die Mariendistel, die mit Hilfe ihre Inhaltsstoffe (Sylimarin) positiven Einfluss auf den Zellstoffwechsel der Leber nimmt oder auch die Artischocke, die den Gallenfluss in Schwung bringt. Der Fokus sollte in erster Linie immer auf der Behandlung der Ursache liegen, ob es sich jetzt um fütterungsbedingte Erkrankungen, eine Infektion oder Parasitenbefall handelt. 


Bitte sprechen Sie bei akuten Problemen oder Erkrankungen den Zeitpunkt der Kur und die Dauer bitte mit Ihrem Therapeuten/Tierarzt ab.


Eine bedarfsgerechte Fütterung, die den gesamten Stoffwechsel und im Besonderen die Leber entlastet und nicht belastet, ist jedoch immer wichtig, auch um erneuten Leberproblemen vorzubeugen.

bottom of page